Ich hab hier im Forum manches über Schamanismus gelesen.
Ich selbst stehe den Schamanen in unseren Breiten mehr als kritisch gegenüber.
Die besten Gedanken zum Thema Schamanismus habe ich in einem Interview von Christian Rätsch gelesen.
Es stammt aus dem Jahr 1999, ist aber m. E. heut noch genauso aktuell wie damals.
Für mich bringens jene Stellen aus dem Interview voll auf den Punkt:
"Der Schamane opfert sein Leben den Menschen. Er oder sie ist nur noch für sie da. Zudem darf man seine Leistungen nicht in Rechnung stellen und muss angstfrei und unkonditioniert leben. Dies sind Eigenschaften, welche ich bei keinem der selbsternannten Schamanen in unseren Breiten jemals auch nur annähernd beobachten konnte. Die hauen auf die Trommel und meinen das induziert die Trance. So ein Unsinn. Das kann zwar zu einem veränderten Bewusstseinszustand führen, dies ist aber nicht mit der schamanistischen Reise gleichzusetzen."
"Die germanische Kultur war eine Schamanische. Die germanischen Völker lebten wie die Indianer Nord-West-Amerikas. Mythologie, heilige Tiere und Pflanzen weisen Parallelen auf. Wahrscheinlich kommt daher auch unsere Indianerfreundlichkeit."
Bis ins Mittelalter existierten auch bei uns nur Wald und Wiesen. Der Wisent ist biologisch kaum unterscheidbar vom Bison. Das Leben der Germanen wurde wesentlich durch die Seherin, eine Frau, bestimmt. Die Germanen haben die Frauen noch als was besonderes verehrt und ihnen geglaubt. Das waren nicht solche Frauen wie bei uns heute die Politikerinnen, da ist ja nicht viel vom weiblichen übrig geblieben. Diese Seherinnen haben die heiligen Kräuter gekannt, das Bier gebraut, den Hanf, Bilsenkraut, Flachs und Leinen benutzt."
"Klar, das hat immer mit Angst zu tun. Siegfried zog aus das Fürchten zu lernen. Weil er keine Angst hatte, konnte er sogar gegen Wotan antreten.
Das ist die wichtigste Eigenschaft des Schamanen: Angstfrei zu sein. Daran kann ich immer die Pappmache-Schamanen erkennen – wenn ich denen einen Trank von mir vorsetze und sie den nicht anrühren, dann sind sie durchgefallen: Schamanen-Test nicht bestanden.
Ein richtiger Schamane würde gar nicht fragen, sondern kippen."
Quelle: Interview (Hanfblatt) mit Christian Rätsch 1999
Der letzte Absatz hat es in sich. Christian Rätsch hat in einem anderen Interview den "Zaubertrank" beschrieben, den er jedem sogenannten "Schamanen", der bei ihm auftaucht, anbieten würde. Soweit ich informiert bin, bisher hat bisher noch keiner diese Einladung angenommen.
Wer sich für das ganze Interview interessiert, kann es hier nachlesen:
Interview mit dem Ethnobotaniker Christian Rätsch | > joergo.de <
Holuntar