So, wie angedroht ( ) kommt hier der Thread zu den Bestattungsformen der Germanen. Wenn ihr noch welche kennt, die ich hier nicht aufgeführt habe, zögert nicht sie hier herinzustellen oder fehlende Informationen nachzutragen, auch gerne Grabbeigaben und nähere Beschreibungen von Grabkammern.
Wäre schön, wenn jemand z.B. was zu Einzelgräbern und (wenn sowas nachgewiesen ist) Hausbestattungen und Gedenksteinen (Runen-/Maskensteine) herrausfinden könnte.
Ich mache mal den Anfang mit kurzen Zusammenfassungen der weitbekannten Klassiker und einiger Exoten:
Radgrab
Radgräber sind aus etwa kopfgroßen Steinen gelegte, kreisförmige Bestattungsplätze der Eisenzeit mit einem Durchmesser von ca. 20 Metern.
Einige bestehen aus mehreren Steinkreisen, jedoch führen immer aus Steinen gelegte Speichen zum Zentrum. In diesem befand sich meist eine Steinkiste
(ähnlich denen der Megalithkultur) in welcher die sterblichen Überreste beigesetzt wurden. Diese Kisten wurden entweder komplett in der erde eingelassen oder mit einem Hügel aus Erde und/oder Steinen bedeckt.
Weite verbreitung fand dieser Grabtyp in Skandinavien, allem voran Dänemark und Schweden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Radgrab
Treudd
Der Treudd ist eine dem Radgrab ähnliche Bestattungsform. Die Grundform des Bestattungsplatzes ist diesmal ein aus (wieder) etwa kopfgroßen Steinen gelegtes Dreieck, dessen Eckpunkte duch größere Steinsetzungen markiert wurden, mit einer Seitenlänge von bis zu 30 Metern.
Eine (wenn auch umstrittene) Theorie besagt, dass die Dreiecksform bei den Nordgermanen für Yggdrasil und seine drei Wurzeln stehen soll.
Verbreitet waren die Treudds im eisenzeitlichen Skandinavien, sowie im bronzezeitlichen Nordengland.
https://de.wikipedia.org/wiki/Treudd
Röse
Die Röse ist ein Steinhügelgrab mit meist rundem Grundriss, seltener auch oval, quadratisch oder schiffsförmig. Im Zentrum befindet sich eine Steinkiste, über der sich ein großer Steinhaufen auftürmt, der wiederum nach außen hin durch Randsteine oder Trockenmauerwerk begrenzt war.
Bei Neubestattungen in der selben Röse wurde eine neue Steinkiste gesetzt und der Hügel erhöht.
Röser traten im bronzezeitlichen England und im eisen- und wikingerzeitlichen Skandinavien auf, und sind baugleich mit den (wahrscheinlich) bronze- und eisenzeitlichen Italienischen "Specchia".
https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6se
https://de.wikipedia.org/wiki/Specchia_(Steingrab)
Hügelgrab
Vom Namen her eigentlich selbsterklärend. Hügelgräber sind runde oder ovale von Menschenhand aufgetürmte Hügel, in derren Kern sich entweder eine Grabkammer oder Steinkiste, oder ein Urnengrab befindet. Anders als bei einer Röse besteht das Hügelgrab aus aufgeschütteter Erde, jedoch sind auch hier Nachbestattungen häufig anzutreffen.
Die Hügelgräber gehören zu den ältesten Monumentalgräbern und sind in ganz Europa sowie Teilen Nordamerikas, Afrikas und Asiens anzutreffen.
https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%BCgelgrab
Schiffssetzung
Bei den Schiffsetzungen handelt es sich wieder um Gräberfelder, die durch schiffsförmige Steinsetzungen umrahmt werden. Innerhalb oder neben dieser Einrahmung befindet ein Urnen- oder Brandgräberfeld.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schiffssetzung
Schiffsgrab
Beim Schiffsgrab handelt es sich um eine spezielle Form des Hügelgrabes, bei der der Verstorbene mitsamt diverser Grabbeigaben in einem Schiff liegend beerdigt wird. Bekannte Gräber dieser Art sind u.A. das Schiffsgrab von Sutton Hoo, das Bootkammergrab von Haithabu und das Oseberg-Schiff.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schiffsgrab
Schiffskremierung (nach Ibn Faddlan)
In seinem Reisebericht erzählt uns Ahmad Ibn Faddlan vom Begräbnis eines Rushäuptlings. Dieser wurde nach seinem Tod für 10 Tage in einem Sarg zusammen mit Bier, Früchten und einer Mandoline beigesetzt, während man für ihn Leichenkleider anfertigte und eine seiner Sklavinnen auf das Begräbnisritual vorbereitete.
Anschließend holte man sein Boot an Land, fixierte es mit Holzbalken so, dass es aufrecht stand und brachte eine Bank an Bord, auf der man einen Teppich und Kissen ausgelegte. Darüber wurde dann ein Zelt errichtet, in welches man daraufhin den Häuptling brachte und auf der Bank niederlegte, nachdem man ihn exhumierte und ihm die Leichenkleider anlegte.
Zu ihm brachte man noch allerhand Nahrung, Waffen, mehrere getötete Tiere (ein Hund, zwei Pferde, zwei Kühe, ein Hahn und eine Henne) und die in einem Ritual getötete Sklavin, die man direkt neben ihn legte.
Daraufhin wurde alles verbrannt.
Nachdem alles abgebrannt war, häufte man an der selben Stelle einen Hügel auf, an dessen Spitze man einen Birkenpfahl errichtete, der den Namen und den Titel des Häuptlings nannte.
http://www.meldalsgard.de/ibnfadlan.html
Hintergrundgedanke aller Schiffsbestattungen ist wohl der Glaube an ein Totenschiff, dass die Verstorbenen in ein Totenreich fährt. Dazu passt auch die bei den Schiffssetzungen häufige Nord-Süd-Ausrichtung, da das Totenreich oft als im Norden liegend gedacht wurde.
Und jetzt zum Schmankerl: Hogback
Die sogenannten "Hogbacks" (Schweinerücken) sind ein besondere Form eines Grabsteins bzw. einer Grabplatte auf Einzelgräbern der Wikinger.
Der Name kommt von der herausgearbeiteten Längskrümmung der Steine, die allerdings eine wikingerzeitliche Langhüttte symbolisieren sollen. An den beiden abgeflachten Enden der Steine befinden sich meist Verzierungen in Form von zwei sich zugewandten Bären, der restliche Raum längs der Seiten ist meist von stilisierten Dachschindeln bedeckt, teilweise finden sich darunter auch Abbilungen von Tieren, Pflanzen und Menschen.
Diese Form der Grabsteine findet sich nur auf den britischen Inseln, überwiegend im ehemaligen Northumbria, vereinzelt auch auf den Orkneys, in Wales und sogar in Irland und lassen sich bis ins zehnte Jahrhundert zurückdatieren.