Ich habe manchmal das Gefühl, dass aus unterschiedlichen Richtungen immer mehr Druck auf andere ausgeübt wird, "Gutes zu tun" - wobei "gut" hier jeweils im Ermessen der missionierenden Personen liegt und ganz unterschiedliche Formen annehmen kann: Blut spenden, Veganer sein, Selbstversorger werden, sich für wohltätige Zwecke engagieren...
Nicht falsch verstehen, ich finde es gut, dass sich Menschen auf unterschiedliche Arten engagieren und es dazu auch vielfältige Möglichkeiten gibt. Was mich stört, ist der gefühlte Druck, der von diesen Leuten oft auf diejenigen ausgeübt wird, die das nicht tun - oder vielleicht auch nur auf andere Weise und nicht in dem Punkt, der dem Missionar gerade wichtig ist.
Beispiel Blut spenden. Ich kippe schon beim normalen Blutabnehmen regelmäßig aus den Latschen oder generell, wenn jemand irgendwie medizinisch an mir fummelt. Deswegen kommt das für mich nicht in Frage, dazu kommen irrationale spirituelle Gründe.
Bei den Blutspende-Pastoren ziehen derartige "lächerliche" Befindlichkeiten natürlich überhaupt nicht, es gibt soooo viele Menschen, die dringend genau dein Blut brauchen (von wegen, da habe ich anderes gehört, aber egal), und wie kannst du bloß nur an dich selbst denken!!!11
Die Grundstimmung lässt mich regelrecht wünschen, dass ich eh kein Blut spenden darf, was möglicherweise sogar der Fall ist, aber ich habe das nie abklären lassen - ich will ja eh nicht. Aber um ein wasserdichtes Alibi Argument zu haben und nicht quasi neben Kinderschänder an die Wand gestellt zu werden, wäre das sehr willkommen.
Und ich finde, das darf nicht sein. Noch leben wir in einem Land, in dem wir sowas aus gutem Grund selbst bestimmen dürfen.
Das gleiche ist es mit allem anderen, was denen, die es betreiben, vermeintlich eine "Holier than thou" - Haltung erlaubt, mittels derer all jene, die nicht spenden, Veganer werden, vom eigenen Acker leben oder sich ehrenamtlich engagieren können oder - ja, es muss erlaubt sein! - es nicht wollen mehr oder weniger zu Abschaum erklärt werden. Mit emotionalen Appellen an die Moral und persönliche Integrität wird dann versucht, die renitente Person auf den rechten Weg zu bringen - und wehe wenn nicht...
Ich frage mich aber - und nun euch: Kann es sein, dass ich da einfach ein persönliches Problem habe (mit Abgrenzung, Wahrnehmung...) oder empfindet ihr das auch so, dass die Holier than thou - Bewegung (ich mag den Ausdruck ) immer penetranter wird?