So gleich vorweg, ich will mich hier auf keinen Fall gegen Authentische Sachen aussprechen, aber meine Frage ist, ob es wirklich gut ist zu versuchen, alles so zu machen, wie unsere Ahnen (oder zumindest engstirnig versuchen es so zu machen) es gemacht haben, oder ob man doch auch bedenken sollte, dass das zum einen gar nicht möglich ist, da (z. B.) unsere Ahnen im Jahre 1000 (also zur Hochzeit der Wikinger, ich nenn es jetzt mal Edda-Zeit) garantiert vieles nicht mehr so gemacht haben, wir unsere Ahnen vor 2000 Jahren (Folgend Tacitus-Zeit).
Ich wage sogar anzumerken, dass die beiden Zeiten bereits schon so verschieden sein könnten, dass man beinahe von 2 unterschiedlichen Religionen reden kann (Zur Tacitus-Zeit waren ja vermehrt die wanen angebetet worden, in der Edda-zeit mehr die Asen).
Außerdem lebt eine Religion doch davon, sich zu verändern (ich meine damit jetzt NICHT aufnahme von Mythen anderer Religionen (z. B. Celtoi, Wicca, Buddhismus, Christentum, Nihilismus, Atheisus, etc.), so verwand sie auch sein könnten.
Wie ich auf den Gedanken komme? Nun im Grunde habe ich das schon gesagt, eine Religion lebt davon sich zu verändern, dass mag auch heißen, dass manche Bedeutungen bestimmter Rituellen Gegenstände sich ändern, dass neue rituelle Gegenstände kommen könnten, dass altes Wissen erweitert wird, etc.
Gerade beim alten Wissen ist mir das öfters aufgefallen, das viele am liebsten alles so lassen würden wie es ist... Speziell meine ich dabei jetzt die Sagen, die unter anderem durch die Edda überliefert worden sind (und, da wette ich Uhr und Urkunde drauf, bestimmt 500 Jahre vor ihrer Niederschrift noch nicht so waren, wie wir sie kennen).
Ich möchte da provokant die Frage stellen, woher das alte Wissen kam. Woher wissen wir von Iduns Äpfeln? Woher wissen wir von den Nornen? Selbstverständlich mag es da religionswissenschaftliche Werke geben, aus denen hervorgeht, dass diese Sachen von dort udn dort übernommen worden sind udn so weiter. Aber das beantwortet nicht die Frage. Woher wussten die Leute "dort und dort" davon? Und wenn die es irgend woher haben, woher weiß deren Quelle davon?
Natürlich glaubt nicht jeder an Geistreisen, ich für meinen Teil jedoch schon. Und nun verlassen wir das wissenschaftliche Gebiet udn betreten die religionsmythischen Gebiete. Natürlich braucht nicht jeder an Geistreisen glauben und erst recht muss das keiner können, aber nur mal angenommen, es ist etwas wahres daran... Nur mal angenommen, irgendjemand schafft es tatsächlich geistig soweit zu kommen, dass er den Göttern im Angesicht gegenüber "steht". Nur angenommen er "erfährt" von diesen jetzt einen weiteren Mosaikstein einer einzelnen Sage (Sei es in der Beschreibung Helheimrs), das passt, bisher offene Fragen schließt udn auf das man durch nachdenken auch kommen kann. Warum dieses kleine Stück dann nicht einbauen?
Ich habe da das Gefühl, das wir uns so sehr auf wissenschaftliche Authentität stützen, dass wir vergessen, dass es sogar authentischer wäre, mal die Wissenschaft außer acht zu lassen oder zumindest anzuerkennen, das dort gerade vielleicht eien offene Frage beantwortet werden kann.
Was uns wieder zurück zum Thema bringt.
Authentität... Ich habe jetzt schon zwei Formen genannt. Wissenschaftliche Authentität und religiöse Authentität, beides kann sich schneiden, kann aber auch widersprüchlich sein... Den Schöpfungsmythos dabei mal betrachtet... Nach der Wissenschaft ist dieser "klar" (die Wirkliche Wahrheit wird man wohl nie erkennen können), es gab eine große Explosion, heißes Plasma (Energie) war überall, das sich beim auskühlen dann zu Atomen gebildet hat, die Moleküle gebildet haben, die dann wiederum Materie gebildet haben...
Nach unserer Religion war eben zuerst eine tiefe Schlucht Eis und Feuer... Aus dem Zusammenspiel dieser beiden Gegensätze entstand leben, dass sich sofort bekämpfte und dadurch neues Leben schuf (Wer erkennt ein klein wenig der Evolutionstheorie? *g*) Fakt ist, das wir nicht wissen, was stimmt, wir also auch nicht sagen können, was FALSCH ist... Vielleicht wussten unsere Ahnen das alles mit dem Urknall udn so aber konnten es nur nicht erklären, und haben versaucht es so zu erzählen, dass sie es verstehen (hatten wir schon eine Diskussion zu, bitte diese suchen und DORT darauf antworten...)...
Worauf ich hinaus will: Natürlich muss unsere Religion zu einem gewissen Grad authentisch sein (zu einem hohem Grad, dass stimmt), aber wirklich durch udn durch authentisch ist nicht möglich, da wir nicht wissen, ob das, was überliefert wurde wirklich so war oder ob es ausgeschmückt wurde oder gar erfunden um sich selbst besser dastehen zu lassen (oder andere schlechter bzw. andere besinnen)...
Davon abgesehen: Unsere germanischen Vorfahren waren kein geeintes Volk udn hatten auch keine geeinte Religion! Teilweise gab es sogar henotheistische Züge, also das es einen Stammesgott gab (sei es Thor), der zwar der höchste udn mächtigste Gott ist, es jedoch auch Götter unter ihm gab, die zwar auch verehrt wurden, aber nicht so wichtig waren wie der eine Gott... Seinen glauben exakt so zu leben, wie die Ahnen ist also gar nicht möglich. Einfach, weil man heute nicht weiß, wer die eigenen Ahnen sind, noch mit Gewissheit sagen kann, welcher Gott in der Hierarchie wo stand und welche überhaupt da waren... Was soll ein Fischervolk mit einem Gott der Ernte?
Wenn es tatsächlich einen geschichtlichen Zeitpunkt gibt, wie die mythen udn Sagen am einheitlichsten (nicht komplett, aber wo es am wenigsten unterschiede gibt), dann ist das wohl heute.
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Oder wie seht ihr das? Sollte unsere Religion offen für neues sein und auch mal einige Sagen und Beschreibungen erweitern dürfen oder sollen alle Sagen so bleiben, wie sie sind?
Ich weiß, ich habe jetzt viele weiterführende Gedankengänge mit eingebaut um zu unterstreichen was ich meine (was teilweise wohl OT war), aber ich bitte euch, diese nur als Hilfe zu nehmen um zu verstehen, was ich meine... wenn ihr auf einen der weiterführenden Gedanken eingehen wollt, bitte Extra-Threads... Dort könnt ihr als Einleitung auch gerne von oben zitieren...
Aber bitte hier nicht zu weit ins OT lehnen oder zumindest auch auf Hauptthema zurück kommen...
[warnbox]Und eine bitte noch: Das ist ein Thema, zu dem jeder eine eigene Meinung hat udn teilweise wird es wohl auch gar nicht möglich sein, auf einen nenner zu kommen, also bitte keine Endlosdiskussionen in denen man dem anderen unbedingt seine Meinung aufdrücken will! [/warnbox]
Und neue/eigene Theorien sind erwünscht, ich habe hier selbst einige viele aufgestellt.
Und bei Buchzitaten bitte auch in eigenen Worten (also auch in einer leichten Sprache) erklären, was man mit dem Zitat meint
LG
Agarwaen
[offtopic]Ich hoffe, ich habe mit dem Thread niemand vor dem Kopf gestoßen, der Gedankengang geht mir aber schon länger durch den Kopf udn mich würde interesieren, was ihr dazu denkt, bzw. eure Gedankengänge zum Thema...[/offtopic]