Hallo,
das ist absolut als Streitschrift zu verstehen. Ich denke das das Heidentum (in welcher Form auch immer) keine Chance hat. Dazu habe ich mir meine Gedanken gemacht und dazu das eine oder Andere im Internet als auch in Papierform zu Gute getan. Ich gebe dem Heidentum auch in Zukunft keine Form sich zu organisieren oder an nennenswerter Größe oder Beachtung zu gewinnen. Wieso ich das tue ? Deshalb:
1."Nachwuchs"
Die "Gewinnung" von Nachwuchs in der Form von neuen Heiden die diese "Religion" auch dauerhaft praktizieren stufe ich generell gering ein. Für viele ist das eine Phase die von alleine kommt und von alleine auch wieder geht. Natürlich gibt es auch Leute die das von ihrer Jugend hin bis zur Urne hin beibehalten, doch stufe ich ihre Zahl als Gering ein. Ich wüsste auch keinen Ort wo man auf Nachwuchsfang gehen könnte. Die breite Masse des deutschen Volkes löst sich immer mehr von den großen, besser strukturierten und aufgestellten Religionsgemeinschaften ab, das Volk ist auf dem Weg in Säkularisierung und Atheismus. Ein weiter Teil bleibt Christ weil sie gesellschaftliche und berufliche Vorteile genießen wollen und als Teil einer Herde die nicht viele Fragen über sich und die Gemeinschaft stellt am zufriedensten ist. Die gehen Sonntags in die Kirche weil es die anderen tun und weil es "sich so gehört." Bei den frommen Menschen sehe ich eine "Bekehrung" zum Heidentum als ein sinnloses Unterfangen und die Verschwendung von Zeit.
In den politischen Himmelsrichtungen sehe ich ebenfalls keine fruchtbare Alternative. Die einfachen Rechten und Konservativen vertreten weiterhin den Standpunkt das unser Abendland rein christlich, vielleicht jüdisch-christlich ist und das jegliche Art Heidentum Schwachsinn ist und nicht der Erfüllung der eigenen Ziele dient, wenn zurück, dann zum Christentum. Und diese Rechten die so bei Sonnenwendfeiern aufmarschieren, nun mit denen will keiner was zu tun haben. Die Linke kriegt bei dem Wort Runen oder Germanen Schnappatmung oder sind Schneeflocken mit denen keiner was an der Mütze haben will.
Dann gibt es noch den anderen "Nachwuchs" also den biologischen. Dazu habe ich zahllose Artikel und Videos diverser Gemeinschaften im Internet gelesen und geschaut. Sind die Kinder noch in jungen Jahren Teil eines heidnischen Rituals verschwinden diese in den Folgejahren und zurück bleibt nur Ü40. Es ist löblich das Eltern ihre Kinder im Heidentum erziehen möchten, doch glaube ich das die allgemeine gesellschaftliche Skepsis und Ablehnung dafür sorgt das Kinder spätestens als Teenager die Distanz zu Ostara und Thor suchen werden und eine heidnische Erziehung in der nächsten Generation schon gar kein Thema mehr ist.
2. "Weihnachten ist heindisch"
Es ist schön und gut das unsere Feiertage in der Regel auf vorchristliche Traditionen verweisen können. Doch wen interessiert das ? Hier trifft man von christlicher Seite auf Ignoranz und Leugnung und dem Standpunkt das der Feiertag nun Gott und Jesus "gehört". Die bereits erwähnte breite Masse interessiert der Grund, welcher nun auch immer, schon gar nicht mehr, in der Regel freuen sich die Leute darauf ihre Zeit mit den Liebsten zu verbringen, sich den Bauch vollzuschlagen und sich ganz und gar dem Kommerz hinzugeben. . Menschen über Ostern oder Weihnachten für das Heidentum zu gewinnen ist zum Scheitern verurteilt.
3. Die "Struktur" des Heidentums in Deutschland.
Lange vertrat ich den Standpunkt das das Heidentum keine Organisation oder eine Hierarchie benötigt da größere Organisationen dazu verdammt sind korrumpiert zu werden. Mittlerweile bin ich bereit dieses Risiko einzugehen, ein gewisser Drang nach einer Art Tempel, einer Gemeinde und einem Priester sind einfach da, sie würde Neuheiden den Prozess einfacher machen dem Christengott abzuschwören und unsere Götter anzunehmen. Ich denke das es diese Dinge waren die das Christentum mit so erfolgreich gemacht hat. So wie die Dinge jetzt stehen, naja.... Ein Ansprechpartner wäre auch im nächsten Stichpunkt, den Medien ein sehr wirksames Mittel. Ich sehe in keiner der mir bekannten Grüppchen irgendwie die Möglichkeit oder gar eine vielversprechende Perspektive für die Zukunft. Es muss jemand kommen der die zerstrittenen Gruppen vereint, den Streit schlichtet, eine gescheite Religionsgemeinschaft vertritt und den Laden so lange führt bis die Gemeinschaft läuft.
4. Das Heidentum in den Medien.
Die Medien sind nicht unser Freund, so sehe ich das, ich hasse Journalisten so sehr wie Politiker. In den Medien genießen wir ja ganz eindeutig den Ruf A. verrückte Spinner zu sein oder B: die Brutstätte des vierten Reichs zu sein. Thor kennen die meisten Menschen nur durch Marvel, die Götter sind für die breite Masse nicht mehr als Unterhaltung oder Inhalt im Studium oder dem Beruf. Die Perspektive auf eine spirituelle Bindung...Bitte. Auch hier sehe ich einfach eine große Not nach einer großen Religionsgemeinschaft. Ein charismatischer und fachlich kompetenter, vielleicht noch extra geschulter Sprecher könnte viel bewirken. Er könnte den Medienschaffern ein maßvolles Bild unserer Religion bieten, bei Fragen kompetent zur Seite stehen und auch die heißgeliebten Distanzierungen tätigen und klar Stellung gegen so tolle Veranstaltungen wie Festivals auf Wikingerfriedhöfen beziehen. Außerdem ist es für Reportagen dienlicher wenn Stern oder Spiegel in eine gescheite Gemeinschaft kommen dürfen und darüber berichten können.
5. Das Rüstzeug der Heidenszene
Hiermit meine ich die Schlagkraft des Heidentums in Deutschland. Ich nehme hier leider keine Szene mit Selbstbewusstsein wahr. In den Medien treten in der Regel Sonderlinge und, ich drücke es in Jugendsprache aus, Gammas auf die oft nicht wissen was sie reden und scheinbar nicht merken was für einen Stuss sie manchmal erzählen. Was wohl auch daran liegt das es keine Möglichkeiten gibt sich in der Gruppe oder als Einzelperson selbst oder von jemandem gescheit schulen zu lassen. Die ausländische Literatur zum Thema Heidentum ist mir kaum bekannt, ich weiß nur wen, wenn es nach einigen geht, nicht lesen sollte, aber eine gescheite heidnische Schrift oder Zeitschrift: Fehlanzeige. Auch liegt in Deutschland meiner Meinung nach kein sinnvolles Leitwerk für das deutsche Heidenetum vor. Wir haben Geza oder Gardenstone, oder Leute die Loki Cola opfern damit der Rechner nicht abstürzt,.. naaaajaaaa..... Natürlich liegt zahlreiche Literatur aus dem Bereich Archäologie oder Forschung vor, aber für den einen zu komplex, für den anderen zu langweilig und der dritte fragt sich (zu Recht ?) was ihm das Lesen dieses Buches nutzt. Wie solle ich jemanden von meiner Religion überzeugen wenn ich nicht weiß was ich glaube oder was ich da erzähle ?
6. Abschluss
Wie gesagt, ich sehe keine Zukunft für das Heidentum. Wenn Hel erst ihren Anteil an den Babyboomern und der Generation X eingefordert hat ist der Affe tot. Ich habe mir so viele Videos und Bilder, Berichte und Textwände großer und kleiner Gruppierungen zu Gemüte getan. Das war verstörend und ernüchternd. Sehe ich in Skandinavien und den USA Perspektiven und eine Zukunft so sehe ich das hier nicht. Kein gewonnener Nachwuchs, kein biologischer Nachwuchs, Streit und Arroganz, keine Struktur, keine Organisation nichts. Wenn ich kein Heide wäre, müsste ich fragen wieso sollte ich mich dazu entscheiden einer zu werden ?