Die Ethik der Götter = unsere Ethik?

Schon gewusst…?

Die Wikinger waren nicht einfach nur wilde Unmenschen. Die Vorstellung von wild aussehenden Plünderern mit irrem Blick ist nichts Anderes als ein Mythos. Tatsächlich wurden die Teile Großbritanniens, die von den Angel-Dänen besetzt waren von ihren Angel-Sächsischen Nachbarn als überaus sauber beschrieben, da sie darauf bestanden, mindestens einmal die Woche zu baden und ihre Haare stets gut frisiert hielten.

  • Guten Tag allerseits!


    Ich hoffe ich befinde mich in der richtigen Kategorie meiner Frage. (Bin noch ganz frisch hier)


    Also zu meiner Frage:


    Wir kennen viele Überlieferungen von Geschichten über die Götter.

    Ebenfalls viele Überlieferungen, wie Menschen den Göttern huldigten/huldigen.


    Doch ist die Menschheit im Wandel.

    Und so etwas wie Sklaverei z.B. finden wir heute gar nicht mal mehr so gut. Für viele die vor uns waren, allerdings gehörten solche Praktiken zum Lebensalltag.


    Ganz bekannt und in fast jeder Heidnischen Kultur praktiziert, ist das Opfern von Tieren.

    Es gibt allerdings immer mehr Menschen, die sich dieser Praktik, genauso wie das versklaven von Menschen, entziehen und der Meinung sind dass auch dies unethisch sei.


    Im laufe dieses Wandels - Im laufe dieser Veränderung der Wahrnehmung was richtig und falsch ist, scheinen die Götter allerdings nicht teilzuhaben.

    (zumindest habe ich noch kein Indiz dafür gefunden)


    Seid ihr der Meinung dass die Götter ein "Blick nach Oben" sind. Ein Vorbild, wie wir Menschen richtig von falsch zu unterscheiden haben?


    Können wir auf die Ethik der Götter vertrauen, oder obliegt es dem Menschen auf seinen Verstand zu hören, auch wenn es zum Beispiel in dem Fall der Tieropferung seit tausenden von Jahren praktiziert wurde um die Götter zu verehren/zu danken?


    Danke für alle Antworten / Denkanstöße!

  • Meiner Meinung nach ist alles im Wandel, auch die Götter.

    Yggdrasil, den Weltenbaum betrachte ich als ein Symbol dafür dass alles im Wachstum begriffen ist, sich weiterentwickelt.

    Auch die Götter haben sich meines Erachtens weiterentwickelt, sind nicht mehr die, die sie früher einmal waren.

    Wenn auch sozusagen ihr Wesen, ihr grundlegendes Naturell, ihre Grundbedeutung gleich geblieben ist.

    Leben bedeutet Veränderung, Stagnation bedeutet Tod!

    Die Menschen der Frühzeit lebten größtenteils in bäuerlich geprägten Gesellschaften, und Tiere waren nun einmal für sie ein wertvoller Besitz. Ausgrabungen zeigen dass jedoch auch Waffen geopfert wurden. Man opferte schlicht und einfach das was man als wertvoll erachtete.


    Ich glaube nicht dass die Götter strenge Vorgaben machen was wir Menschen zu tun und zu lassen haben, oder wie wir es ausführen müssen, sondern "der Ton macht die Musik".

    Und schließlich haben die Menschen aller Kulturen schon immer ihre allzumenschlichen Vorstellungen von richtig und falsch auf höhere Mächte projiziert.

  • Auch heute gibt es noch Menschenopfer(Afrika) und Sklaverei,sowie Tieropfer.

    All das ist ohne die Betrachtung der Psychologie des Menschens nicht zu verstehen.

    Überlebensprinzipien spielen eine Rolle.

    Wahnvorstellungen(diese Person wurde dem Satan geopfert) biochemische Vorgänge(der Geruch von Blut) sowie Wahrnehmungsverschiebungen müssen dazu ebenfalls betrachtet werden.

    Dieser Planet ist ein Schmelztiegel verschiedener Lebenskonzepte.

    Und wir können nur davorstehen und versuchen zu verstehen...

  • Meiner Meinung nach ging es um die Wertigkeit der Opfergaben nicht darum das es generell Tiere oder Menschen waren welche geopfert wurden.

    Deshalb wurden auch Waffen geopfert da diese den Menschen sehr wichtig waren ebenso wie Tiere.

    In der heutigen Zeit gibt es immer noch Opfergaben welche früher auch gemacht wurden wie Kendra schon mitgeteilt hat.

    Auf die Frage

    Seid ihr der Meinung dass die Götter ein "Blick nach Oben" sind. Ein Vorbild, wie wir Menschen richtig von falsch zu unterscheiden haben?

    Wenn ich über Entscheidungen nachdenke dann immer mit dem Gedanken was würden wohl die Götter tun

  • Götter sind multidimensional.

    Ihr Blick ist ein anderer . Was für sie gut ist bringt oft Probleme in unser Leben-weil sie nicht verstehen was Begrenzung bedeutet.

    Wenn ich wirklich darum bat,das jemand mir helfen würde, hatte ich hinterher mehr Probleme als vorher.

  • Die Götter holen sich ihre "Opfer", vor allem der Wanderer und Loki's Tochter. Ansonsten würde ich den Post von Kendra über mir unterschreiben...:prost:

  • Seid ihr der Meinung dass die Götter ein "Blick nach Oben" sind. Ein Vorbild, wie wir Menschen richtig von falsch zu unterscheiden haben?

    In gewisser Weise.

    Für mich wäre das aber etwas zu verallgemeinernd gefasst.

    Fast alle Götter, über die wir etwas mehr wissen, sind vergleichsweise komplexe Charaktere.

    Immerhin entspringen sie einer Kultur deren moralischer Dualismus die Subjektivität der Perspektive mit einbezieht.

    Die Thursen z.B. werden als Böse verstanden weil sie Feinde der Götter und Menschen sind.

    Zeitgleich ist ihre Feindschaft zu den Göttern aber auch verständlich nach den Wertevorstellungen der damaligen Zeit.

    Familien haben schon über geringere Sachen Blutfehden gestartet.

    Die Götter haben sowohl "gute" als auch "üble" eigenschaften. Sie auf jungsche oder pseudojungsche Archetypen zu reduzieren, so sehr sich diese auch als (gute) Vorbilder eignen, würde einiges an der vorhandenen Komplexität und Tiefe unterschlagen.

    Können wir auf die Ethik der Götter vertrauen, oder obliegt es dem Menschen auf seinen Verstand zu hören, auch wenn es zum Beispiel in dem Fall der Tieropferung seit tausenden von Jahren praktiziert wurde um die Götter zu verehren/zu danken?

    Ich denke wir können auf die Lektionen vertrauen die wir aus den Mythen heraus lesen können.

    "Keinen leichteres Gepäck trug ich auf langer Reise als meine eigene Klugheit"

    Die Kultur der Nordleute schätzte Eigenständigkeit und ebenso haben es wohl auch ihre Götter gesehen.

    Das spiegelt sich von den Sagas bis in die Edda in allen Überlieferungen.

    Auch wenn wir diese natürlich immer durch moderne Augen betrachten, Eigenständigkeit und "self relience" sind trotzdem vergleichsweise zeitlose Ideen.


    Im laufe dieses Wandels - Im laufe dieser Veränderung der Wahrnehmung was richtig und falsch ist, scheinen die Götter allerdings nicht teilzuhaben.

    (zumindest habe ich noch kein Indiz dafür gefunden)

    Das liegt zum großen Teil daran, dass diese Themen in den Mythen bestenfalls untergeordnete Rollen spielen.

    Die "Rigsthula" ist z.B soweit ich mich erinnern kann die einzige mythische Erzählung, die sich direkt mit dem Stand der Sklaven befasst.

    Ob man die Rigsthula jetzt moralisch auslegen will steht jetzt natürlich nochmal auf einem anderen Blatt.

    Darüber was jetzt genau mit dieser oder jener Zeile gemeint ist oder wie diese jetzt genau zu verstehen ist wurden ganze Doktorarbeiten geschrieben.

    Ich glaube die Mythen lassen genug unterschiedliche Interpretationen zu als das uns die Beständigkeit der Götter in moralische Zwickmühlen bringen muss.

    das Opfern von Tieren.

    Das ist eine von den Sachen, die durch ein bisschen Fachkenntnis deutlich relativiert werden.

    Die Nordleute waren eine Agrarkultur und Schlachtungen wurden zumeist am eigenen Hof durchgeführt.

    Wenn ein Fest ansteht wird für das Festmahl natürlich in der Regel auch geschlachtet.

    Von da aus ist es gar kein so großer Schritt mehr dazu das Tier das zur Schlachtung bestimmt ist zuvor einem Gott zu weihen.

    Sach- oder Trankopfer werden z.B. auch von modernen Heiden praktiziert.

    Opfer sind ein ziemlich komplexes Thema. darüber lassen sich so einige Threads füllen.

  • Von da aus ist es gar kein so großer Schritt mehr dazu das Tier das zur Schlachtung bestimmt ist zuvor einem Gott zu weihen.

    Allerdings verlangt das Tierschutzgesetz, dass man Tiere, die man schlachtet, danach auch isst - je nach Situation ist das bei Tieropfern nicht immer ohne Weiteres möglich.

  • Allerdings verlangt das Tierschutzgesetz, dass man Tiere, die man schlachtet, danach auch isst - je nach Situation ist das bei Tieropfern nicht immer ohne Weiteres möglich.

    Wie bereits gesagt ist das Thema Opferungen ziemlich komplex.

    Aus historischer Sicht war es aber ohnehin so, dass die Opfertiere in der Regel verspeist wurden (zumindest in unserem Kontext).

    Die "Opferungen" bei denen vollständige Tiere "verschwendet" stehen eigentlich alle im Bestattungskontext.

    Sind also eher Grabbeigaben denn "wirkliche" Opfer im klassischen Sinne.

    Falls du Lust hast dich durch die Daten zu wühlen kann ich dir den Grabungsbericht zur Ausgrabung in Tissö empfehlen sofern du ihn auftreiben kannst.

    Dort wurden unter dem Altar der Kirche ein Baumstumpf und die Überreste mehrerer hundert Opfertiere entdeckt.

    Der Opferplatz war über mehrere hundert Jahre in ständiger Benutzung und gibt einige Auskünfte über Art und Häufigkeit von Tieropfern.

    Die Seite auf der den Grabungsbericht seinerzeit mal gefunden hatte, habe ich leider nie mehr wiedergefunden.

  • Nun man Dient den Göttern damit das Leben für einen besser ist als Normal.

    Nur ob da auch alle Rituale Sinn machen ist die Frage.

    Muss jeder für sich selber Entscheiden welches Ritual für ihn Sinnvoll ist.

  • Falls du Lust hast dich durch die Daten zu wühlen kann ich dir den Grabungsbericht zur Ausgrabung in Tissö empfehlen sofern du ihn auftreiben kannst.

    Klingt tatsächlich interessant!

  • Asgrimms Beitrag ist eigentlich nichts hinzuzufügen. An der Stelle möchte auch ich noch gerne Mal wiederholen, dass das Fleisch der geopferten Tiere (außer bei Bestattungsriten und für die Götter der Unterwelt (im Mittelmeerraum zumindest)) eben von der Kultgemeinde verspeist wurde. Der Schritt vom Opferschmaus und Sonntagsbraten ist nicht so groß. Bei den alten Griechen soll es zudem als besonders fromm/religiös gegolten haben, nur das Fleisch geopferter Tiere zu essen (die Menschen konsumierten dennoch nicht täglich Fleisch!).


    Tatsächlich gab es aber auch bei den Völkern des Mittelmeerraums Stimmen, die unblutige Opfer bevorzugten. Der griechische Philosoph Empedokles schwärmte von der mythischen Zeit, als die Göttin Aphrodite (wendisch: Ljuba) die höchste Gottheit ward und ihre Altäre unbefleckt von Blut nur Blumen und Früchte und Räucherwerk empfingen. Der legendäre zweite König Roms, der König Numa, der die Kulte der Römer gestiftet habe, soll eine bilderlose und unblutige Religion begründet haben. Das hat sich schnell geändert.


    Die Sache mit der Ethik liegt

  • Heil euch!

    Man sollte sich auf jedenfall daran orientieren, wie die Götter mit einer Situation umgehen

    - und dann genau das Gegenteil machen!

    Für mich hat diese Aussage nichts blasphemisches und ich will auch nicht provozieren oder so, aber mein klarer Menschenverstand sagt mir doch z.B., das wenn ich jemanden einstelle, um mir eine Mauer bauen zu lassen und ich dann am Ende aber keinen bock mehr habe, mich an die Abmachung zu halten und den Baumeister dann eben umbringe, das ich dann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit im Knast landen werde!

    Oder die Story, wo sich Wodan vom Riesen Suttung den Dichtermet "ausleiht", nachdem er unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, mehrfach dessen Tochter "beglückt" hat und er dann bei lebendigem Leibe verbrannt wird, weil er sich erdreistet, sein Eigentum zurückzufordern.

    Da gibt es aber kein Benimm- dich- Sternchen für!!!

    Und solche Geschichten, ziehen sich ja fast durch die ganze Edda.

    Naja- andre Völker/ Zeiten, andre Sitten!

    Als (nahezu) unsterblicher Gott, kann man sich so was natürlich auch schon eher leisten, als wie ein schwacher Sterblicher!

    Ich denke, ich fahr wohl am besten damit, meinem eigenen Moralempfinden zu folgen, zumal mir Begriffe, wie "gut" und "böse" ohnehin zu platt sind.

    Im übrigen gibt es meines Wissens nach, zwei Sagas, in denen Wodan für sein Fehlverhalten, von den anderen Asen (auf Zeit) verbannt wird- deren Akzeptanz hat anscheinend also auch ihre Grenzen!