Aber was Nikolaus vs. Woden angeht, warte ich lieber erstmal ab, ob da noch ein eigener Thread zu erstellt wird.
Hallo Heiden und Heidis,
ich bin etwas schreibfaul, deshalb hänge ich einfach den Eintrag zum Heiligen Nikolaus von Myra hier an.
Wenn ich das richtig gelesen habe, war der Heilige Nikolaus ein Star unter den Heiligen, gleich nach der Gottesmutter. Seine Beliebtheit und Verehrung geht zurück auf seine Hagiographie: Er rettet aus Sturmesnot, vor Hungersnot, er errettete zudem Jungfrauen und Kinder. Zum Patron erwählten ihn sich Schiffer, Seefahrer, Flößer, Reisende zu Wasser und zu Lande, Fischer, Brückenbauer, Kolonisten, Kaufleute und Händler, Bäcker, Apotheker, Tuchmacher und andere Erwerbsstände. [...] Mädchen beten zu ihn für eine glückliche Verheiratung, er ist Patron der Schüler und Kinder, auch der „fahrenden” Leute, der Diebe und Verbrecher. „Heiliger Nikolaus, schütz uns vor Polizei und Arbeitshaus” soll auf dem Oberarm eines 1933 in Köln Inhaftierten tätowiert gewesen sein. (HDA Bd. 6, S. 1087-1089)
Auch wenn eine direkte Ablösung alter Götter wie Wodan oder Poseidon (und Hermes) vielleicht niemals stattfand, so scheint der Heilige Nikolaus dennoch eine Lûcke gefüllt zu haben, die vorher wohl heidnische Götter und Geister ausgefüllt haben und für die der Gott der Christen bzw. Jesus Christus (welcher ja wohl der gleiche ist...?) womöglich zu erhaben war.
Zum Schluss seien nur noch ein paar Absätze aus dem Schluss des Eintrages zitiert, durch das Übrige müsst ihr euch bitte selbst kauen:
„Wenn auch nicht unbedingt der heilige Nikolaus selber als christlicher Ersatz für einen heidnischen Vegetationsdämon oder als Verschmelzung mit dem um die Wintersonnenwende wieder einziehenden Vegetationsdämon aufgefasst werden muss, so könnte dennoch er ihn begleitenden Schreckgestalt eine ältere, volkstümlichere Dämonengestalt zugrunde liegen, nicht der Teufel des christlichen Dogmas.” (HDA Bd.6, S. 1105-1106)
„Man kann es verstehen, wenn gerade die Schweizer einer alles andere ausschließenden christlichen Herleitung der wilden Umzüge und Masken des Nikolausbrauches sich widersetzen.” (HDA Bd. 6, S. 1107)
„Es sind die dunkelsten Tage und Wochen des Jahres, in denen dieses noch heute dämonisch anmutende Treiben besonders in den Alpenländern herrscht und an bestimmten Kalendertagen oder Festzeiten hangen geblieben ist und deren Namen angenommen hat. Auch an den 6. Dezember und den ihn kennzeichnenden Nikolaus konnte sich solches alte Treiben heften.” (HDA Bd. 6, 1107)
Ich schließe daraus, etwas plebejisch ausgedrückt, dass die Forschung der Annahme ist, dass sich durchaus womöglich vorchristliche oder unchristliche Bräuche an die Nikolausfeierlichkeiten geheftet haben, doch die Namen der ursprünglichen Gottheiten und/oder Geister, zu deren Ehren oder Versöhnung/Besänftigung diese Riten ausgeführt wurden, sind nicht mehr bekannt und waren womöglich auch dem Volke schon lange nicht mehr bekannt, genauso wenig wie wohl die wenigsten Menschen hinter Kobolden Hausgötter oder Ahnengeister, hinter Nixen Wassergottheiten vermuten würden. Und auch das ist nur reine Spekulation. Meine Meinung dazu, vermutlich wiederum plebejischer Natur: Ritualistisch wie ich nun einmal veranlagt bin, würde ich ohnehin sagen, dass es darauf ankommt, das Brauchtum zu pflegen. Wie das Numen denn nun genannt wird, das sich dahinter verbirgt, erscheint mir persönlich nicht so wichtig. Hauptsache, die Riten, an denen es sich erfreut und die schon die Altvorderen vollzogen, werden auch weiterhin vollzogen.
Quelle:
Bächtold-Stäubli, Hanns (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens (Band 6), Berlin und New York: Walter de Gruyter, 1987.